Start bei den Roten Teufeln – 96 eröffnet die Zweitligasaison auswärts

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Der neue Spielplan für die Bundesliga und Zweite Bundesliga wurde veröffentlicht. Von großem Interesse ist natürlich der Start der Roten im ungewohnten Unterhaus der Bundesliga. Hannover 96 bekommt es zum Start der Zweiten Bundesliga auswärts mit dem 1.FC Kaiserslautern zu tun. Die Begegnung auf dem Betzenberg und das Wiedersehen mit Ex-96 Coach Tayfun Korkut bildet zugleich die Eröffnungspartie der Zweitligasaison 2016/17 am 05.08.2016 um 20:30.

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Rien ne va plus 96? – Nichts geht mehr im Abstiegskampf?

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Fußball ist ein Glücksspiel ähnlich wie Roulette! Mal gewinnt man, mal verlieren die anderen. Oder um es im Jargon der Roten treffend auszudrücken: „Mal verliert man, mal gewinnen die anderen“!

Dabei hat man in der Winterpause bereits alles auf vollen Einsatz gefahren: Ein neues Trainerteam um Thomas Schaaf installiert, sechs Neuzugänge präsentiert und spielerische und taktische Änderungen an der Mannschaft vorgenommen. Der Einsatz schien gemacht, um das Spiel „Abstiegskampf“ erfolgreich und hoffnungsvoll anzugehen. Doch nach vier gespielten Partien ist Hannover 96 weit davon entfernt, das „Spiel zu machen“. Es stehen keine Punkte auf der Habenseite, das Trainerteam wirkt ratlos und die Mannschaft komplett verunsichert. Rien ne va plus 96? – Nichts geht mehr im Abstiegskampf?

Trainereffekt bereits nach vier Spieltagen verblasst?

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Ein neuer Coach an der Seitenlinie kann ungeahnte Kräfte freisetzen, bringt neuen Schwung in die Mannschaft und motiviert die Spieler von Neuem, belebt den Konkurrenzkampf um die erste Elf, wendet andere spielerische und taktische Konzepte an, um das Maximum aus seinen Mannen herauszuholen. All dies ist Thomas Schaaf nach vier Spieltagen als Cheftrainer von Hannover 96 bisher nicht gelungen.

Der Wechsel des Spielsystems vom 4-2-3-1 auf das 4-4-2 mit Raute ist fehlgeschlagen. Die Roten besitzen keine Spieler für das favorisierte Spielsystem des Trainers. Manuel Schmiedebach ist kein offensiver Mittelfeldspieler, welcher die Fäden im Zentrum zieht, sondern eher ein klassischer, defensiver 6er. Er wirkt auf der Position des „Zehners“ unbeholfen und kann nicht die gewünschte Belebung des Offensivspiels umsetzen.

Ähnlich sieht es auch mit Hotaru Yamaguchi und Salif Sane aus. Beide sind auf der rechten Seite der Raute komplett deplatziert. Der Japaner wirkte in der Partie gegen Mainz 05 von der ersten Minute an absolut überfordert und musste folgerichtig für Salif Sane nach 35 Minuten weichen. Doch auch dem Senegalesen ist trotz hohem und bemühten Einsatz der Frust anzuerkennen. Muss er auf der ungewohnten Position ein sehr hohes Laufpensum abrufen und kann seine defensiven Qualitäten im Zweikampf auf dieser Position nur selten erfolgreich ausspielen.

Das Ergebnis der Anwendung eines Spielsystems für welches nicht die geeigneten Akteure zur Verfügung stehen, konnte man gegen Mainz 05 sehr gut bestaunen. Weder spielerisch, noch taktisch gelang Hannover 96 überhaupt irgendetwas! Schlimmer noch, wirkte das Team weitaus verunsicherter als in der Hinrunde. Das absolute Chaos regierte auf dem Platz und zeigte sich nicht nur im völlig verdienten 0:1 durch den Mainzer Jairo, sondern in der absolut bezeichnenden Szene des Spiels, als sich Bech und Yamaguchi nahe des Mittelkreises gegenseitig umrempelten.

Als Konsequenz von diesem Horror-Auftritt müsste der Trainer das Spielsystem unbedingt wieder abändern. Vergleichbare taktische und spielsystematische Fehler unterlagen bereits den Schaaf-Vorgängern Tayfun Korkut und Mirko Slomka. Insbesondere Ersterer wollte seine Elf auf Ballbesitz orientierte Spielweise trimmen, was ihm leider letztendlich den Job kosten sollte. Es geht im Abstiegskampf nicht um spielerische Finesse, sondern um eine grundlegende defensive und offensive Grundordnung, auf deren Stabilität jedes noch so kleine Erfolgsergebnis aufgebaut werden muss.

Sechs neue und nichts hat sich verändert – Die Neuzugänge sind keine Verstärkungen!

Sechs Mal präsentierte sich Geschäftsführer Martin Bader mitsamt Trikot und sechs neuen Akteuren vor der Presse. Bisher konnte sich keiner der verpflichteten Spieler als vollumfängliche Verstärkung erweisen.

Debütant Alexander Milosevic lieferte eine souveräne Premiere in der Innenverteidigung neben Christian Schulz. Er wirkte sicher auf seiner Position und konnte Abgang Marcelo zumindest eins zu eins ersetzen. Ein weiteres Fazit zu seinen Leistungen ist fairerweise noch nicht möglich.

Das Sturmduo um Hugo Almeida und Adam Szalai agiert ineffektiv. Beide wirken zwar stets bemüht, aber die Durchschlagskraft im Sturm fehlt vollkommen. Almeida konnte zwar bereits in seinem ersten Spiel ein Treffer für die Roten erzielen, blieb aber ansonsten blass. Gegen Mainz lieferte er eine ganz schwache Partie, tauchte im Spiel ab und fällte mit dem Ball am Fuß zu viele falsche Entscheidungen. Die wenig guten Torgelegenheiten vergibt er leichtfertig.

Adam Szalai arbeitet viel für die Mannschaft und ruft dabei ein hohes Laufpensum ab. Jedoch wirkt dieses Bemühen wie brotlose Kunst. Auch er konnte bisher kein Tor für 96 erzielen oder vorbereiten. Dem Ungar fehlen die Erfolgserlebnisse, da er auch schon in Hoffenheim seit über einem Jahr ohne Torerfolg blieb.

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Für den japanischen Nationalspieler Hotaru Yamaguchi scheint die Bundesliga noch zu groß zu sein. Der Neuzugang von Cerezo Osaka konnte in seinen bisherigen Bundesligaminuten kein Argument lieferen, warum Hannover 96 etwa 1,5 Millionen € für ihn nach Japan überwiesen hat. Er ist nicht gedankensschnell genug in seinen Aktionen und die Defensivarbeit in der Rückwärtsbewegung lässt zu wünschen übrig. Dies musste auch sein Nationalmannschaftskammerad Hiroki Sakai am Samstag leidlich erfahren, welchen er bezüglich der Defensivarbeit auf der rechten Seite sträflich alleine ließ. Negativer Höhepunkt seines desaströsen Heimdebüts war der Zusammenprall mit Uffe Bech Nahe des Mittelkreises. Kurz danach war für den 24-fachen Nationalspieler bereits schluss. Yamaguchi ist ursprünglich im defensiven Mittelfeld zu Hause, sodass man sein eher unglückliches Auftreten damit entschuldigen könnte, dass er nicht auf seiner angestammten Position gespielt hat. Doch weit gefehlt, Yamaguchi hat alternativ schon 44 Spiele auf der rechten Seite absolviert. Dies verrät auch die Statistik von transfermarkt.de. Mag der erfahrende Japaner noch so motiviert und bemüht im Training agieren, sind seine bisherigen Pflichtspieleindrücke doch sehr enttäuschend und bundesligauntauglich.

Aufgrund von Verletzungen konnte sich der junge Neuzugang Marius Wolf vom TSV 1860 München noch nicht präsentieren. Von einem erst 20-Jährigen Spieler aus der zweiten Liga kann man natürlich nicht sofort irgendwelche Wunderdinge erwarten. Dennoch sind die Hoffnungen auf den Linksaussen aufgrund der zuletzt schwachen Leistungen der verbliebenden Mittelfeldkräfte äußerst groß. Man wird sehen, wie sich der Bundesligadebütant in den verbleibenden Wochen in Szene setzen wird.

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Die größte Enttäuschung und das zugleich größte Fragezeichen steht hinter der Verpflichtung von Iver Fossum. Das 19-Jährige Talent aus Norwegen wechselte mit herausragenden Kritiken vieler Fachmänner und sensationellen statistischen Werten in die Bundesliga. Doch von all den Lobeshymnen ist bisher wenig zu sehen. Fossum spielte nicht eine Minute für Hannover 96 und schaffte es überhaupt erst ein Mal  in den Spieltagskader bei der Partie gegen Bayer 04 Leverkusen. Obwohl er als Kiyotake Ersatz eingekauft wurde, spielt er trotz der Verletzung der Nummer Zehn keine Rolle. Thomas Schaaf berücksichtigt für ihn lieber den positionsfremden Manuel Schmiedebach, was einem zu denken gibt.

Ist Fossum in aktueller Verfassung zu schwach für die erste Elf oder hinterlässt Schmiedebach doch deutlich bessere Eindrücke im Training? Warum verpflichtet man dann ein junges Talent im Abstiegskampf, wenn man eigentlich berücksichtigen müsste, dass dieser sich erst an die neue Umgebung und das höhere, spielerische Niveau gewöhnen muss? Ein absolut fragwürdiger Transfer zu diesem Zeitpunkt, da Hannover 96 durch eben den Ausfall von Kiyotake eine sofortige Hilfe im offensiven Mittelfeld benötigt und die Verpflichtung mit einer Ablösesumme von gut 2.000.000€ auch relativ hoch ist. Für diese Summe hätte man doch besser einkaufen können! Was bleibt ist aktuell ein sehr talentierter Kicker im Kader, der allerdings Frust schiebt und den Roten bei der Mission Klassenerhalt nicht weiterhelfen kann. Eine absolute lose-lose-situation für beide Seiten!

Die Konkurrenz spielt nicht mit! – Darmstadt, Ingolstadt & Co. punkten

Die Roten verlieren Spiel um Spiel und die Konkurrenz in der Nähe der Abstiegsregion lässt gleichzeitig nichts liegen! Konnte man sich in der letzten Saison noch darauf verlassen, dass die Mitkonkurrenten VFB Stuttgart, Hamburger SV und der SC Paderborn im Tabellenkeller auch regelmäßig Punkte lassen und sich damit der Punkteabstand etweder gar nicht oder nur marginal ändert, ist dies aktuell nicht mehr der Fall.

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Der VFB Stuttgart hat sich mit fünf Siegen aus sechs Partien unter der Verantwortung von Jürgen Kramny aus der Abstiegsregion verabschiedet. Aufsteiger SV Darmstadt hat bereits zehn Punkte Abstand auf 96 und in beiden Partien gegen Hannover gepunktet. Leicht besser sieht es sogar bei den Oberbayern vom FC Ingolstadt aus, welche mit 26 Punkten in Richtung Klassenerhalt marschieren.

Alle genannten Mannschaften werden nicht mehr allzu viele Punkte bis zum 34. Spieltag liegen lassen bzw. muss 96 den bisherigen Abstand zu den Konkurrenten erst einmal aufholen, was Stand 21. Spieltag schon zum Ding der Unmöglichkeit avanciert. Verbleiben nur die unmittelbaren Konkurrenten Hoffenheim und Bremen, sowie die noch punktetechnisch erreichbaren Frankurter und Augsburger! Gegen diese Konkurrenten muss Hannover 96 gewinnen, damit eine Aufholjagd noch im Rahmen des möglichen verbleibt. Aber letztlich kann man sich nie darauf verlassen, dass eines der Kellerkinder nicht doch noch überraschend bei den Teams im oberen Tabellengefilde Zähler mitnimmt und damit jeden Versuch einer Aufholjagd zunichte macht. Die Konkurrenz wird also nicht immer mitspielen bei der Mission Ligaverbleib, aber wird es dann trotzdem noch reichen?

Rien ne va plus 96 – Nichts geht mehr im Abstiegskampf

Es scheint als ob alle Einsätze am Roulettetisch bereits frühzeitig getätigt worden sind und dabei kein Erfolg am Spieltisch zu erwarten ist. Der Trainereffekt ist sehr schnell verblasst. Die Spieler wirken aufgrund einer neuen spielerischen und taktischen Marschroute komplett verunsichert. Die Neuzugänge verbessern das Team nicht nachhaltig. Entweder sind sie zu schwach, zu unerfahren oder verletzt. Wenn nichts mehr hilft, dann hilft wenigstens die Konkurrenz? Weit gefehlt! Stuttgart, Darmstadt und Ingolstadt punkten. Augsburg und Frankfurt sind bereits auf sieben Punkte enteilt und gegen diese Mannschaften muss die Truppe von Trainer Thomas Schaaf erst selbst erfolgreich sein, um an das rettende Ufer Platz 15 überhaupt heran zu kommen. Dabei lässt sich nie ganz ausschließen, dass die genannten Clubs auch selbst überraschend gegen stärke Teams überzeugen und Zähler einsammeln.

Und so würde ein Croupier am Roulettetisch in dieser Situation zu den Verantwortlichen von Hannover 96 sagen: „Rien ne va plus – Nichts geht mehr im Abstiegskampf“

Noch nicht richtig angekommen und schon wieder weg? – Verlässt Mevlüt Erdinc die Roten im Winter?

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Alle Anzeichen stehen auf vorzeitigen Abschied! Es verdichtet sich, dass der türkische Nationalspieler Mevlüt Erdinc die Roten schon wieder im Winter verlassen wird. Erdinc wechselte vor nicht einmal fünf Monaten vom französischen Traditionsclub AS Saint-Étienne an die Leine. Der 28-jährige Stürmer galt mit der Ablöse von etwa 3,3 Millionen € als Stareinkauf in diesem Sommer und sollte die vakante Position in der Offensive vom zuvor nach England abgewanderten Joselu übernehmen.


Wenig Einsätze und keine Tore – Erdinc bleibt unter den gesteckten Erwartungen

Doch die neue Nummer 39 im Dress von Hannover 96 konnte die in Ihn gesetzten Erwartungen bisher überhaupt nicht erfüllen. Elf Spiele wettbewerbsübgreifend und kein Tor sind eine absolut enttäuschende Bilanz. Unglücklich verlief für ihn schon der Einstand bei 96. Im ersten Bundesligamatch in Darmstadt vorbereitete er zwar den ersten Treffer von Charlison Benchop durchaus gekonnt, scheiterte aber nur zehn Minuten später ziemlich kläglich bei der Ausführung eines Foulelfmeters gegen Darmstadts Keeper Christian Mathenia.

Seitdem läuft bei Erdinc nicht mehr viel zusammen. Es scheint, als ob ihn dieser verpatzte Elfmeter komplett aus dem Rhythmus gebracht hat. Vergleiche zu Joselu werden laut, welcher in der Rückrunde bei der Auswärtspartie in Hamburg ebenfalls vom Punkt vergab und danach in den restlichen Spielen nie mehr richtig in Tritt kam. Das Ende bei 96 ist auch bei ihm bekannt, so drängte die ehemalige Nummer 11 den Verein im Sommer in Richtung Stoke City zu verlassen.

Hinzu kommt, dass eine Wadenverletzung Erdinc vor seinem vierten Einsatz im Dress der Roten in Mainz stoppte. Dadurch verlor er seinen Stammplatz. Seitdem ist er nicht mehr über den Zustand des Kurzarbeiters hinweg gekommen. Sieben Mal wechselte Michael Frontzeck den türkischen Nationalspieler für die verbleibenden Schlußminuten ein. Nachhaltige Empfehlungen für weitere Einsätze oder einen Stammplatz konnte der 28-jährige dabei nicht liefern. Zuletzt stoppten ihn zudem muskuläre Probleme vor einem Kaderplatz für die Partien gegen Gladbach und Ingolstadt. Für das Spiel auf Schalke wurde er gar nicht mehr in den Kader berufen. Ist dies bereits ein Anzeichen für eine vorzeitige Trennung im Winter?

Angesichts der enttäuschenden Bilanz des Stürmers und dem eher unglücklichen Verlauf bei den Roten äußerte sich nun auch 96-Geschäftsführer Martin Bader , welcher Erdinc in der BILD Druck machte:

„Er möchte zur EM, wir brauchen die Punkte. Wir haben keine Zeit und er auch nicht. Sicherlich brauchen Laufwege und Integration Zeit, aber mittlerweile ist Dezember“

Bader fordert vom türkischen Mittelstürmer mehr Engagement im Trainingsbetrieb, wie es zuletzt auch Uffe Bech und Allan Saint-Maximin demonstriert haben:

„Die beiden haben sich reingehauen und durchgebissen. Man muss in der Trainingswoche das Gefühl haben, dass da einer den Kopf rausstreckt und sagt ‚Ich bin da, dafür habt ihr mich geholt.'“


Wechsel im Winter in die Türkei?

Gerüchte über einen möglichen Abgang von Mevlüt Erdinc in die Türkei sind bereits im Umlauf. Torku Konyaspor und sogar der türkische Meister Galatasaray Istanbul sollen nach Angaben türkischer Medien Interesse zeigen.

Pech, Verletzungen und das falsche Spielsystem verhindern den Durchbruch des ehemaligen Spitzenstürmers aus Frankreich

Es wäre sehr schade, wenn der erst neuverpflichtete Mann aus Saint-Étienne schon wieder gehen müsste. In Frankreich hat Erdinc als Profi 82 Treffer in 256 Erstligaspielen erzielt. Damit belegt er immer noch Platz zehn der ewigen Torschützenliste der Ligue 1. Für die türkische Nationalelf zeigte er sich ebenfalls treffsicher, indem er acht Treffer in 33 Länderspielen markierte. Der gebürtige Franzose mit türkischen Wurzeln weiss also sehr genau wo das Tor steht und galt jahrelang als einer der stärksten Mittelstürmer Frankreichs.

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In der Vor-Ibrahimovic-Zeit blätterte Paris St. Germain im Jahr 2009 8,50 Millionen € für Erdinc hin. Dieser zahlte diese Summe mit 15 Treffern in 31 Pflichtspielen zurück. Auch bei Stade Rennes und dem letzten Arbeitgeber aus Saint-Étienne offenbarte der 1,81m große Mittelstürmer sein Gespür für wichtige Tore.

Eigentlich – so müsste man meinen – ist es großes Glück für 96 einen solchen Spieler für sich gewonnen zu haben. Doch leider ist dies momentan überhaupt nicht der Fall.

Das liegt einerseits daran, dass die Nummer 39 seit Anbeginn seines Engagements an der Leine äußerst viel Pech zu haben scheint. Erdinc agiert unglücklich in seinen Einsätzen und oft fehlt ihm das nötige Glück und Selbstvertrauen in seinen gezeigten Aktionen. Am Ball hat er keine so schlechten Ansätze, so ist technisches Vermögen erkennbar, wie er es auch nach seiner Einwechslung in der Partie gegen den SV Werder Bremen aufblitzen ließ. Doch unglückliche Aktionen wie der verschossene Elfmeter in Darmstadt überwiegen in der Gunst der Zuschauer leider mehr und nagen an jenem Selbstvertrauen des Stürmers. Es scheint, als ob er in einer undurchdringbaren Negativspirale hängt.

Hatte er sonst schon keinen solch guten Start in Hannover, kommt noch das Verletzungspech hinzu. Seine Wadenprobleme kosteten ihm den Stammplatz und warfen ihn weiter zurück. Die muskulären Probleme vor wenigen Tagen taten hierbei ihr übriges und erleichterten die Situation für ihn keineswegs.

Die aktuell sportlich düftige Situation der Roten in der Liga, die wenig herausgespielten Torchancen und das aktuelle Spielsystem des Teams bieten ebenfalls Angriffsfläche für Kritik am türkischen Neuzugang. Wäre der Erfolg der Mannschaft vorhanden, so wäre die Kritik an Erdinc vermutlich nicht so groß, wie sie eben jetzt zu sein scheint. Man würde ihm langfristiger eine Chance einräumen. Aber wie es so oft ist, läuft es schlecht, dann sucht man sich immer schnell einen Sündenbock. Und dieser ist mit dem torlosen und teuren Stürmereinkauf schnell gefunden.

Erdinc benötigt passende Anspiele zum Torerfolg

Der 28-jährige lebt als Offensivakteur von passenden Anspielen in die Spitze bzw. offensive Schnittstelle zwischen Abwehr und gegnerischem Torhüter. In diesen Spielsituationen blüht er auf und kann sowohl seine Schnelligkeit als auch seine gute Technik auspielen. Trotz seiner nur 1,81 m ist Erdinc ein erfolgreicher Kopfballspieler. 20 seiner Treffer in der höchsten französischen Spielklasse erzielte er per Kopf.

Doch genau zu solch erfolgsversprechenden Situationen verhilft ihm das Team nicht. Hannover 96 kreiiert zu wenig Torchancen, um einen Vollstrecker Marke Erdinc zur Geltung zu bringen. Die Roten belegen mit 59 Torchancen zwar nicht das Ende der Tabelle innerhalb dieser Statistik in der Bundesliga. Aber das Team von Trainer Michael Frontzeck feuerte mit Abstand die wenigsten Torschüsse auf das gegnerische Tor ab (89 Versuche).

Es krankt also am Mittelfeld und Spielsystem der Roten, um nicht nur Erdinc sondern generell alle Stürmer mit passenden Zuspielen zu versorgen. Gerade in dieser Situation würde ein Szabolcs Huszti mit seinen gefährlichen Flanken in den Sechzehnmeterraum helfen, um den türkischen Nationalspieler in verwertbare Positionen zu bringen.

Ein zweiter Stürmer in hängender Position könnte ebenfalls die benötigten Anspiele in den freien Raum zwischen der Abwehr und Erdinc leisten. Hierzu müsste aber eine taktische Anpassung in das 4-4-2 Spielsystem erfolgen, was unter Trainer Michael Frontzeck bisher nie der Fall gewesen ist. Unter seiner Verantwortung agiert 96 stets im 4-5-1, wodurch Erdinc aber auch zuletzt Artur Sobiech als alleinige Spitze fungieren und dadurch auch oft ohne Bindung zum Spiel in der Luft hängen.

Und so ist es auch nicht groß verwunderlich, dass der Mann aus der Ligue 1 und Hannover 96 bisher nicht richtig zusammengefunden haben, da die taktische Marschroute des Teams mit einem Stürmer wie Erdinc nicht zu funktionieren scheint.

Sollte Mevlüt Erdinc 96 im Januar wieder verlassen, so ist er nicht schon wieder gegangen, sondern leider aufgrund der aktuellen Umstände niemals so richtig bei Hannover 96 angekommen…

Die Jugend bringt den Erfolg! – Bech und St. Maximin lösen die Probleme auf den Außenbahnpositionen

Mit der Einwechslung von Uffe Bech und Allan Saint-Maximin für Felix Klaus und Manuel Schmiedebach wechselte Trainer Michael Frontzeck nicht nur den späteren Sieg beim Hamburger SV ein, sondern fand womöglich auch seine bisher beste Spielformation. Im zweiten Spielabschnitt lieferte 96 nicht nur seinen besten Saisonauftritt ab, sondern konnte zum ersten Mal auch erfolgreiche Ansätze für eine funktionierende, offensive Spielkultur nachweisen.

Die Außenbahnpositionen, ein Problemfall und die verpasste Chance Offensivpotential erfolgreich zu nutzen 

Die beiden jungen Neuzugänge aus Dänemark und Frankreich verdeutlichten und lösten zugleich das aktuelle 96-Problem im 4-2-3-1 Spielsystem, an dem bisher alle Auftritte des Teams in der Saison krankten: das nicht vorhandene Offensivspiel über die Außenbahnen.

Folglich konnte sich das Team bisher wenig Torchancen erarbeiten und damit auch die Stürmer nie erfolgreich in Szene setzen. Insbesondere ein Stürmertyp wie Mevlüt Erdinc braucht starke Außenbahnspieler, welche ihn mit Flanken und klugen Pässen in die Tiefe füttern. Erst dann kann der türkische Nationalspieler seinen schon in der französischen Ligue 1 erprobten Torriecher unter Beweis stellen.

Bisher nur Fehl- und Falschbesetzungen auf den Außenbahnpositionen

Versuche mit Kenan Karamann, Felix Klaus, Edgar Prib und Leon Andreasen über diese Positionen zu agieren brachte innerhalb der bisherigen Elf Partien wenig Erfolg ein, unter anderem auch deswegen weil ein Spieler wie Andreasen keine Anlagen für ein erfolgreiches Spiel über die rechte Außenbahn besitzt. Der 32-jährige ist dafür weder dynamisch, noch schnell genug, um offensive Aktionen über die rechte Seite einzuleiten. Seine Qualitäten liegen eindeutig im eher defensiven Part, wie er sie bis dato am häufigsten auch im defensiven Mittelfeld erfolgreich ausgeführt hat. Auch dem dänischen Nationaltrainer Morten Olson, welcher Andreasen jüngst wieder für die dänische Nationalmannschaft nominiert hat, ist dieser ungeeignete Einsatz der Nummer zwei von Hannover 96 sofort aufgefallen:

„Leon spielt in Hannover nicht auf seiner besten Position. Die beste ist das defensive Mittelfeld – wie zuletzt nach der Umstellung in Hamburg gesehen. Leon ist kein Außenspieler.“

Bech und St. Maximin nutzen ihre Chance und empfehlen sich als Stammpersonal auf den Außenbahnen

Uffe Bech nutzte nach seiner Einwechslung sofort seine Chance dem Trainer zu signalisieren, dass er zukünftig eher für diese Position geeignet ist als Andreasen. Nach seinem schwachen Auftritt in Mainz und seiner danach folgenden Suspendierung und Nichtberücksichtigung, folgte ein starkes Comeback des 22-jährigen U21-Nationalspielers. Bech spielte dynamisch, schnell, technisch versiert, behauptete Bälle und verteilte diese zügig und ballsicher – Eigenschaften, welche den Roten in dieser Spielzeit bisher komplett abhanden kamen. Clever holte er den Strafstoß gegen Emir Spahic aus und sprühte auch den Rest der verbleibenden Spielzeit immer Spielfreude und Erfolgshunger aus. Damit müsste sich der Neuzugang vom FC Nordsjaelland nachhaltig für die Stammelf in der Partie gegen die Hertha aus Berlin empfohlen haben. Zu eben solchen Vorteilen auch für Andreasen, welcher auch in Hamburg deutlich besser auf der Sechser Position aufgehoben gewesen ist und dadurch wieder langfristig auf diese Position rücken könnte.

Neben Bech strahlte auch der erst 18-jährige Allan Saint-Maximin deutlich mehr offensivere Impulse aus, als zuletzt Karamann, Prib oder Klaus auf der linken Außenbahn. Der talentierte Franzose wies sein ihm nachgesagtes Potenzial auf, indem er seine starke Technik, Dribbelstärke und Schnelligkeit aufblitzen ließ. Auch er wirkte entschlossen, spielte kluge Pässe und brachte Ideen in das zuvor nicht vorhandene Offensivspiel der Roten. Zwar unterliefen ihm teils noch gravierende Fehlpässe, dribbelte er sich auch oft am Gegner fest und arbeitete noch nicht optimal defensiv mit. Dennoch, der Neuzugang vom AS Monaco machte in der kurzen Spielzeit viel Wirbel über seine Seite, war immer Anspielbereit und macht darüber hinaus viel Hoffnung für die weiteren Auftritte von Hannover 96. St. Maximin muss nach diesem gelungenen Auftritt seine Chance in der Startelf gegen die Berliner bekommen.

Mit der Jugend zum Erfolg? – Hat Michael Frontzeck die optimale Elf nun endgültig gefunden?

Der Auftritt der beiden jungen Männer auf den Flügeln macht zumindest erst einmal Mut für die kommende, wichtige Partie gegen die Alte Dame aus Berlin. Wie nachhaltig dieser positive Impuls aus dem Match gegen Hamburg ist, wird sich dann schnell in den nächsten Wochen zeigen, ob Bech und St. Maximin die defizitäre Spielkultur auf den Außenbahnen beheben können. Sollte sich dies nachweislich zumindest als kleiner Erfolg erweisen, so kann man dem Spruch von Michael Frontzeck doch etwas abgewinnen, dass die Mannschaft Zeit brauche. Mit eben dieser hätte sie sich zwar spät, aber letztlich dennoch und vor allem noch rechtzeitig gefunden. Ist der positive Impuls aus der zweiten Halbzeit in Hamburg nur ein kleiner Hoffnungsschimmer gewesen, dann muss 96 spätestens in der Winterpause handeln und neue Spieler verpflichten, welche die Offensivspielkultur auf den Flügeln beleben und die Stürmer in verwertbare Positionen bringen. Denn nur so kann Hannover 96 Spiele gewinnen und dem Abstiegsgespenst frühzeitig von der Schippe springen.

Danke, Jan Schlaudraff!

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18.08.2011 – Ein schöner, warmer Sommertag im August, 18-24 °c klar. Der DAX im Sturzflug. Papst Benedikt XVI spendet an diesem Tag seinen Segen in der spanischen Hauptstadt Madrid. Der ehemalige Bahnchef Hartmut Mehdorn übernimmt bei der kriselnden Fluggesellschaft Air Berlin das Zepter. Und Hannover 96 trifft am Abend in der noch damaligen AWD-Arena im Play-off Hinspiel der Uefa Europa League auf den Sieger dieses Wettbewerbs der Jahre 2006 und 2007, den hochfavorisierten Südspaniern vom FC Sevilla.

Das Stadion ist schon seit Wochen mit der Mindestkapazität von 44.000 Zuschauern für europäische Spiele restlos ausverkauft. Wenig verwunderlich, da Hannover 96 nach 19 Jahren wieder auf die internationale Bühne zurückkehrt. Es ist ein großer und unvergesslicher Abend für die Stadt Hannover, die Fans und die Mannschaft von Hannover 96. Aber es ist auch der große Abend von Jan Schlaudraff im Dress der Roten.

Der damals 28-jährige Schlaudraff drückt dieser unvergesslichen Partie ganz besonders seinen Stempel auf. Begleitet von einer euphorischen und nie mehr getoppten Stimmung im liebevoll genannten Niedersachsenstadion gelingt der Nummer 13 bereits in der sechsten Minute der Führungstreffer. Eingeleitet durch einen langen Ball von Sergio Pinto aus der eigenen Hälfte auf jenen Schlaudraff, wird das lange Anspiel vom späteren Leverkusener und heutigen Hamburger Emir Spahic nur unzureichend geklärt. Der mitgelaufende Mohammed Abdellaoue kommt an den Ball, reagiert schnell und leitet das Spielgerät sofort in den Lauf des in den Strafraum stürmenden Schlaudraff weiter, der freistehend und unglaublich abgezockt per linken Außenrist in die kurze Ecke zum 1:0 verwandelt. Das Stadion gleicht einem Tollhaus und ist kurz vorm Abheben in eine neue Hemisphäre!

Nach dem zwischenzeitlichen 1:1 in der 37. Minute durch Frédéric Kanouté, folgte kurz vor dem Pausentee der zweite Geniestreich von „Schlauffi“. Wieder ist es der unermüdliche Pinto, der mit einem kurzen Pass den energischen Antritt von Jan Schlaudraff an der linken Außenbahn einleitet. Im Duo mit Manuel Schmiedebach spielen diese im Hauch weniger Sekunden Katz & Maus mit der Defensive der Südspanier. Schlaudraff auf Schmiedebach, der in gekonnter Doppelpassmanier gleich weiter gesteckt auf den in den Strafraum eindringenden Initiator, welcher erneut gekonnt den Ball direkt Volley mit dem rechten Außenrist ins lange Eck bugsiert. Ein Wahnsinnstreffer! Unglaublich und enorm wichtig zur 2:1 Führung zur Pause und dem schließlichen Endergebnis im Hinspiel.

Ein großer Europapokal Abend in Hannover findet einen traumhaften Abschluss und der Meilenstein für eine sensationelle Saison in der Europa League war gelegt. Vor allem eben durch den Zeremonienmeister dieses Abends: Jan Schlaudraff oder wie ZDF-Kommentator Thomas Wark an diesem Abend treffend nach seinem zweiten Führungstor titelte: „Nie war Schlaudraff so wertvoll“


Der Wechsel zu Hannover 96 und seine Spielstationen davor

Zum 01.07.2008 unterschrieb Jan Schlaudraff einen Dreijahresvertrag bei Hannover 96. Er wechselte für eine kolportierte Ablösesumme von 2,00 Mio. € vom FC Bayern München zu den Roten. Beim Rekordmeister durchlebte er zuvor ein schwieriges Jahr, welches durch Verletzungen und sehr starker Konkurrenz im Kader gekennzeichnet gewesen ist. Aufgrund der desaströsen Saison der Münchener und dem vierten Platz in der Liga, wurde der Kader mit millionenschweren Zukäufen wie Luca Toni, Miroslav Klose und Franck Ribery verstärkt. Dabei konnte der frisch gebackene Nationalspieler bei seinem Wechsel zu den Münchnern noch nicht mit dieser fast schon unüberwindbaren Konkurrenzsituation rechnen, da diese Spieler zum Stichtag seiner Vertragsunterschrift noch nicht an den FC Bayern gebunden waren. Er wiederum entschied sich seinerseits schon im Januar 2007 zu einem Wechsel zum Rekordmeister aus der bayerischen Landeshauptstadt.

Dies brachte ihm zeitgleich großen Ärger bei seinem damaligen Arbeitgeber Alemannia Aachen ein, wo Schlaudraff danach zunehmend nicht mehr von Coach Michael Frontzeck berücksichtigt wurde und schlußendlich gar mit seinem Mannschaftskollegen Sascha Dum für die verbleibenden drei Bundesligapartien der Aachener mangels sportlicher Einstellung suspendiert wurde. Ein unrühmlicher Abgang für das aufstrebende Fußballtalent, welches zeitgleich im Abstieg der Aachener mündete. Dabei machte der gebürtige Jungprofi aus Waldbröl ganz besonders in Aachen auf sich aufmerksam. Hier gelang ihm der sportliche Durchbruch und führte erst zum Interesse der Bayern, welche er am 20.12.2006 kurz vor Weihnachten höchst persönlich aus dem DFB-Pokal beförderte. Neben einer grandiosen Leistung im Match gegen die Bayern, setzte er in der 90. Minute den Schlussakkord der Pokalsensation auf dem Tivoli und markierte nach einem Traumsolo das 4:2 Endergebnis.


Schon bereits in ähnlicher Manier ärgerte er am 18.11.2006 die Hintermannschaft des SV Werder Bremen. Mit einem schnellen und entschlossenen Dribbling tanzte er die Defensivreihen der Bremer wie Slalomstangen aus, um dann Keeper Tim Wiese mit einem gefühlvollen Lupfer zu überwinden! Ein Tor so schön, dass es selbst den spanischen TV-Kommentator von GolTV aus den sitzen reißt und der ARD Sportschau eine Auszeichnung zum Tor des Monats November 2006 Wert war.

Sein allererstes Bundesligator erzielte Schlaudraff aber ausgerechnet gegen seinen späteren langjährigen Arbeitgeber Hannover 96. Beim schmerzhaften 0:3 der Roten am 3. Spieltag gegen Alemania Aachen markierte „Schlauffi“ das 0:1 Führungstor in der 15. Minute. Die dritte Niederlage der 96iger in Folge bedeutete zeitgleich das Aus für Trainer Peter Neururer, welcher paradoxerweise nur wenige Tage später durch den Aachener Coach Dieter Hecking ersetzt wurde.

Wo Schlaudraff in Aachen in der Saison 2006/2007 noch auf eine gute Bilanz von 28 Spielen und acht Toren sowie drei A-Länderspielen zurückblicken kann, reichte es bei den Münchern lediglich zu acht Ligaeinsätzen und keinem Treffer. Doch auch wenn ihm im Rückblick sein kurzzeitiger, sportlicher Aufenthalt in München nicht so gut Erinnerung bleiben dürfte, so kann Schlaudraff dennoch sehr stolz darauf zurückblicken es überhaupt zum Rekordmeister geschafft zu haben. Eine Ehre, welche ja nicht jedem Fußballprofi zu Teil wird und darüber hinaus auch zu nachweisbaren sportlichen Erfolgen führte. So kann sich Jan immerhin Deutscher Meister und Ligapokalsieger nennen.


2008 – 2010 – Antritt bei 96 und das schier unüberwindbare Verletzungspech

Am 30.06.2008 bat Hannover 96 zum Trainingsbeginn für die anstehende Spielzeit 2008/2009. Dies war zugleich auch der erste Arbeitstag für Jan Schlaudraff bei den Roten. Mit weiteren Verpflichtungen von Mario Eggimann, Mikael Forssell, Florian Fromlowitz und dem bereits im Winter eingekauften Leon Andreasen wurden zusammen mit Schlaudraff hohe Erwartungen an die neu zusammengestellte Mannschaft gestellt. Ziel sollten die oberen Tabellenplätze der Bundesliga und möglichst eine Platzierung für einen internationalen Wettbewerb sein. Die neu entfachte Euphorie bei den 96-Fans äußerte sich gleich beim Trainingsstart, welcher von 400 Zuschauern besucht wurde. Star des Tages und von allen Fans umrankt war natürlich der spektakuläre Neuzugang vom FC Bayern.

Dieser sah seinen Wechsel von der Isar an die Leine übrigens nicht als sportlichen Rückschritt oder Karriere-Knick:

„Für mich ist es sportlich ein Schritt nach vorne!“ „Hier kann ich viel spielen. Ich hoffe, dass ich gesund bleibe. Logisch hat Hannover nicht den Stellenwert wie Bayern. Aber Bayern ist vorbei, jetzt beginnt eine neue Zeit. Ich will die bestmögliche Leistung zeigen, dann werden wir sehen, was am Ende dabei rauskommt.“

Auch meine Person äußerte sich gegenüber Heiko Niederer und der Bildzeitung sehr euphorisch über die Verpflichtung von Schlaudraff: „Ich freue mich am meisten auf Jan Schlaudraff. Er ist technisch sehr versiert, hat gute Chancen, mehr als 10 Tore zu schießen.“ Naja ok, diese Einschätzung war letztlich dann doch etwas arg übertrieben.

Auf seinen ersten Geniestreich im Dress der Roten mussten wir dann aber doch bis zum 5. Spieltag warten. Zuerst markierte Schlaudraff das 2.0 gegen die Gladbacher Borussia, bevor dann seine einzigartige Klasse in der 67. Minute aufblitzen ließ. Mit einem phänomenalen Sololauf erzielte er denn sehenswerten 4:1 Treffer beim 5:1 Heimsieg von Hannover 96.

Das technisch einmalig umgesetzte Tor und die starke Leistung von Schlaudraff an diesem Sonntagnachmittag machte Appetit auf mehr. In den darauffolgenden neun Partien erzielte er drei weitere Tore und legte eines vor, bevor ihn Ende November 2008 Probleme an der Leiste vor weiteren Einsätzen im 96-Dress stoppten. Diese begleiteten ihn fortan die gesamte erste Saison bei Hannover 96, wodurch er nur noch zu sieben Kurzeinsätzen und zwei mal vollen 90. Minuten auflaufen konnte.

Unglücklicherweise setzte sich das Verletzungspech in der zweiten Saison bei 96 nahtlos fort. Erst am 05.12.2009 konnte er in der 77. Minute nach Einwechslung für Jiri Stajner sein Saisondebüt in der Partie gegen Bayer 04 Leverkusen geben.

Beim spiel- und temperaturtechnischen Horrorkick gegen den VFL Bochum am 17. Spieltag erzielte er im Doppelpack seine einzigen zwei Saisontreffer. Dennoch reichte die durch Schlaudraff hergestellte 2:0 Führung nach 34. Minuten nicht aus, um das Spiel für sich zu entscheiden. Mit 2:3 drehten die Bochumer das Match in der zweiten Halbzeit.

Die von Andreas Bergmann trainierte und durch den Freitod von Robert Enke gezeichnete Mannschaft geriet tief in den Abstiegskampf hinein. Letztlich gelang ihr bekannterweise unter Mirko Slomka den Abstieg am 34. Spieltag zu verhindern. Mit einem euphorischen 3:0 in Bochum, begleitet von 11.000 Fans, schaffte die Mannschaft im letzten Moment noch die sportliche Wende, nach einer in jeder Beziehung ganz schlimmen Spielzeit. Schlaudraff wirkte bei diesen entscheidenden Partien am Schluss der Saison nicht mit.


2010/2011 – Ausmusterung durch Martin Kind und die sportliche Wiederauferstehung gegen den SC Freiburg 

„Die Entscheidung steht, Schlaudraff spielt nie mehr für uns. Er hatte seine Chance, es hat keinen Sinn“, sagte Hannovers Boss Martin Kind gegenüber der Bild-Zeitung.

Jan Schlaudraff sollte sich einen neuen Verein suchen oder notfalls seinen Vertrag in Hannover aussitzen. Er wurde zum Sündenbock für seine zuletzt schlechten Leistungen und vor allem dem desaströsen Auftreten der gesamten Mannschaft beim peinlichen Pokalaus in Elversberg degradiert.

http://video.sport1.de/video/schlaudraff-auf-abstellgleis__0_4mcjyain

Trotz öffentlicher Ausmusterung durch den Präsidenten berücksichtigte Trainer Mirko Slomka ihn dennoch, so kam die Nummer 13 immerhin per Einwechslung gegen die Bayern am achten Spieltag zu seinem ersten Einsatz in der Saison 2010/11. Ändern sollte dieser kleine Hoffnungsschimmer allerdings zunächst wenig. Gegen Hoffenheim, Köln und Dortmund folgten keine weiteren Einsätze. Gegen den BVB war Jan nicht mal mehr im Kader. Umso erstaunter blickten viele drein, als Schlaudraff überaschenderweise am zwölfen Spieltag beim Topspiel gegen den FSV Mainz 05 in der Startelf steht. Fortan war Schlaudraff wieder ein festes Mitglied der ersten Elf und sollte alsbald aus dieser nicht mehr weg zu denken sein.

Wie Phoenix aus der Asche – Die sportliche Wiedergeburt gegen den SC Freiburg

Nachdem er in Mainz und beim Heimspiel gegen den Hamburger SV wieder in der ersten Elf stand und beide Male eine durchaus ordentliche Partie lieferte, gelang ihm aber die sprichwörtlich sportliche Wiedergeburt bei Hannover 96 am 14. Spieltag beim Heimspiel gegen den SC Freiburg. Hier erzielte er nicht nur den wichtigen Führungstreffer und sein erster Tor nach fast einem Jahr, sondern leitete auch geschickt und in technisch hochwertiger Manier das 2:0 durch Didier Ya Konan ein.

Eine Eins mit Sternchen verdiente sich Jan beim Heimspiel gegen den 1.FC Kaiserslautern am 23. Spieltag. Bei dieser Partie steuerte er selbst zwei Treffer beim souveränen 3:0 Erfolg gegen die Roten Teufel bei. Vor allem sein Schlenzer zum 3:0 Endstand war wieder mal ein äußerst sehenswerter Treffer Marke Schlaudraff.


Das Tor nach Europa! – Jan Schlaudraff und Hannover 96 machen die Qualifikation zur Euro League perfekt!

Der Name Jan Schlaudraff wird im Zusammenhang mit Hannover 96 natürlich immer mit der sensationellen Europapokalnacht gegen den FC Sevilla in Erinnerung bleiben. Doch das es überhaupt hierzu kommen konnte und Schlaudraff sich in dieser Partie nahezu unvergesslich machen konnte, liegt ebenfalls an seiner und der mannschaftlichen Glanzleistung bei der Auswärtspartie am 31. Spieltag in Freiburg.

Am Gründonnerstag machte Hannover 96 sich selbst ein vorzeitiges Ostergescheck und qualifizierte sich mit dem 3:1 Sieg für die Uefa Europa League. Dabei war erneut Schlaudraff der Mann für die entscheidenden Aktionen auf dem Platz. Zuerst schickte er in der 24. Minute Mohammed Abdellaoue mit einem starken Pass in den Lauf zur 0:1 Führung bei den Breisgauern, bevor er selbst in der 31. Minute durch ausgerechnet Altin Lala erfolgreich in Szene gesetzt wurde. Schlaufi umkurvte Torhüter Oliver Baumann und erzielte das vorentscheidende 0:2. Europa wir kommen! Und wie!


2011/2012 – Die Saison seines Lebens und Niedersachsens Fußballer des Jahres 2012!

Das Jahr 2011 geht angesichts der sportlichen Erfolge mit Sicherheit in die Historie von Hannover 96 ein. Aber nicht nur die Alte Liebe erlebte eine einzigartige und unvergessliche Spielzeit, sondern auch die Nummer 13 spielte in dieser Runde eine überragende, wenn nicht seine beste Saison überhaupt. Bereits zehn Tage vor seinem großen Abend gegen den FC Sevilla, erwies sich Schlaudraff als Schlaufuchs und vollendete erneut genial zum Verdutzen aller Hoffenheimer einen direkten Freistoß beim 2:1 Sieg der Roten gegen die TSG Hoffenheim am ersten Spieltag.


Von wegen Auswärts in Kopenhagen! – Heimspiel im Telia Parken!

Mit 12.000 Zuschauern in Kopenhagen im Nacken glich die Partie gegen den dänischen Meister in der Europa League eher einem Heim- als einem Auswärtsspiel. Unter dieser phänomenalen Kulisse im Telia Parken wurden die Roten trotz souveräner Spielweise in der 67. Minute kalt erwischt. Dame N’Doye verwertete eine zu kurz abgewehrte Ecke von links und sorgte damit für die Führung der Gastgeber. Doch exakt in dieser Situation wurde einmal mehr der hohe Stellenwert und die Genialität eines Jan Schlaudraff bewusst. Nur vier Minuten später erzielte Schlauffi per Linksschuss den ganz wichtigen Ausgleich und legte damit den ersten Schritt für die unvergessliche Europapokalnacht in der dänischen Hauptstadt. Allseits bekannt und der Vollständigkeit halber, brachte Lars Stindl mit einem absoluten Traumtor per Weitschuss in der 74. Minute das Telefon in Europa zum schellen.

http://www.myvideo.de/watch/8329297/Kopenhagen_Hannover_1_1_Schlaudraff


Mit der Auszeichnung zum Tor des Monats durfte sich Jan Schlaudraff nach seinem traumhaften Solo gegen Werder Bremen im November 2006 bereits einmal schmücken. Doch scheinbar hat es ihm der November als Monat zu erzielen von traumhaften Toren irgendwie angetan. Am 14. Spieltag beim Sky-Topspiel des Tages gegen den Hamburger SV erzielte er den 1:1 Ausgleich in der 79. Minute. Sergio Pinto flankte die herausgespielte Ecke direkt auf den knapp vor dem Sechszehnmeterraum frei stehenden Schlaudraff, welcher den Ball direkt Volley verwertete! Ein absolutes Traumtor! Hier passte alles! Optimales Timing bei der Verwertung des Balles, passende Schussstärke und technisch absolut sauber ausgeführt! Keine Chance für Jaroslav Drobny diesen Ball zu entschärfen. Zurecht das Tor des Monats im November 2011. Unbedingt anschauen! Wieder und immer wieder!


Legendär und unvergessen – wie nahezu alle Europapokalnächte – ist natürlich auch der rotzfreche Schipelfmeter zum 2:1 gegen den FC Brügge. Frei nach dem Namensgeber Panenka setzte Schlaudraff mit viel Risiko, aber auch der nötigen Übersicht den Ball per Lupfer in die Mitte des Tores. Absolut cool vollendet vom Kapitän, welcher an diesem Tag übrigens sein erstes Spiel als Mannschaftskapitän von Hannover 96 bestritt.


Kurz vor der Sommerpause und dem Abschluss einer phänomenalen Saison wurde Jan verdienterweise zu Niedersachsens Fußballer des Jahres 2012 gekürt. Ein Preis, welcher die einmalige Saison von Schlaudraff würdigt und seinen hohen Stellenwert bei Hannover 96 in der Saison 2011/2012 unterstreicht.


2012/13 – Schlaudraff stürmt zum zweiten Mal in Folge mit 96 Richtung Europa League

Als Stammspieler absolviert Jan Schlaudraff in der Saison 2012/13 30 von 34 möglichen Partien in der Bundesliga und hilft dabei den Erfolg der Roten mit dem erneuten Einzug in die Europa League zu bestätigen. Platz sieben in der Bundesliga reicht am Ende aus, um sich für die Qualifikationsrunde der Europa League zu qualifizieren.

Die herausragende Partie von Schlauffi war dabei der 2:4 Auswärtssieg am 11. Spieltag in Stuttgart, wo der nach der Pause eingewechselte Schlaudraff die Wende im Spiel der 96iger einbrachte. Mit neuem Schwung dank der Nummer 13 erzielten die Roten vier Treffer im zweiten Durchgang und drehten somit ein 0:2 zur Pause in einen Auswärtserfolg um. Schlaudraff selbst erzielte den Ausgleichstreffer per Handelfmeter in der 65. Minute.


2013/2014 – Vermehrte Kurzeinsätze und sein letztes Pflichspieltor für Hannover 96

Durch die Verpflichtungen von Edgar Prib und Leonardo Bittencourt zur Saison 2013/2014 wurde die Konkurrenz auf den Außenbahnpositionen und in der Offensive mit neueren und jüngeren Akteuren erhöht. Dementsprechend wurde es auch für Jan Schlaudraff schwieriger seinen Stammplatz in der ersten Elf zu verteidigen. Folglich musste Jan zunehmend einen Platz auf der Reservebank einnehmen und wurde größtenteils nur noch in den Schlussminuten der Bundesligapartien eingesetzt.

Dadurch gelang ihm in seinen 21 Partien nur noch ein Treffer, welcher auch der letzte für Hannover 96 sein sollte. Beim 0:3 Auswärtssieg bei der Hertha aus Berlin markierte Schlauffi das 0:2 in der 57. Minute. Wieder einmal ein typisches Schlaudraff-Tor, da er hier seine ganze Abgezocktheit vor der Kiste demonstrierte und nach einem eingeleiteten Konter und gut getimeten Anspiel von Leonardo Bittencourt die Ruhe bewahrte, Thomas Kraft vor dem Tor umkurvte und locker per linksschuß zum vorentscheidenden Treffer einnetzte.


2014/15 – Schlaudraff spielt keine Rolle mehr in der Planung von Trainer Tayfun Korkut und Sportdirektor Dirk Dufner

In seiner letzten Saison für die Roten hat die Nummer 13 leider keine große Rolle mehr unter Trainer Tayfun Korkut gespielt. Schlaudraff kam nur noch zu 62 Spielminuten innerhalb von fünf Kurzeinsätzen in der Bundesliga und zwei weiteren Auftritten im DFB-Pokal.

Trotz dieser eher unbefriedigenden Bilanz im letzten Jahr bei 96 war Jan dennoch nicht verbittert oder frustiert über seine Situation bei den Roten. So erzählte er im Sport Bild Interview, dass ihm Tayfun Korkut und Sportdirektor Dirk Dufner bereits vor Beginn der Saison in einem Gespräch signalisiert haben, dass er unter den aktuellen Voraussetzungen des Kaders nicht mehr viele Partien für 96 spielen wird. Schlaudraff entschied sich dennoch bei 96 zu bleiben und sich so oft wie möglich dem Trainer für weitere Einsätze zu empfehlen. Ein Vereinswechsel stand eher nicht zur Debate, da sich Jan bereits mit dem Bau eines Hauses ein Standbein in der schönsten Stadt der Welt geschaffen hat.

In der Winterpause tauchten dennoch Gerüchte in der Presselanschaft auf, dass ein Vereinswechsel aufgrund der zuletzt nicht vorhandenen sportlichen Perspektive erfolgen könnte. Immer wieder wurde dabei auch der 1.FC Köln als potentieller neuer Arbeitgeber genannt, bei dem Ex-96 Sportdirektor Jörg Schmadtke die sportlichen Fäden zieht und dem eine gute Beziehung zu Jan nachgesagt wird. Doch diese und andere Vermutungen in den Medien erwiesen sich als klassische Enten, sodass Jan auch in der Rückrunde die Schuhe für Hannover 96 schnürte. Allerdings signalisierte die Vereinsführung der Nummer 13 früh, dass sein zum 30.06.2015 auslaufender Kontrakt nicht verlängert wird. Schlaudraff müsse sich somit spätestens zum 01.07.2015 um einen neuen Arbeitgeber kümmern.

Mögliche Optionen für seine Zeit nach dem Engagement bei Hannover 96 nannte Jan häufig in Interviews mit verschiedenen Presseerzeugnissen. So könne er sich eine Zukunft bei einem Verein in der zweiten Liga, im Ausland oder aber als Trainer oder Manager vorstellen. Insbesondere die Türkei schien als Auslandsoption durchaus interessant für den 31-jährigen zu sein, sodass er seinen Berater dazu veranlasste mögliche Perspektiven in der Super Lig auszuloten. Doch mit der Schwangerschaft seiner Freundin Ricarda hat sich ein Abenteuer im Fußballausland wohl zunächst einmal erledigt. Sowieso plante Schlaudraff nur eine Station ein, wo er sich der englischen Sprache bedienen könnte. Nach China würde er wie seinerseits Szabolcs Huszti aufgrund der Sprachbarriere eher nicht wechseln wollen.

Verbleibt die Zweite Liga als denkbar interessante Alternative. Etwa einen Monat vor Ablauf des Vertrags bei den Roten wurde beim VFL Bochum gemunkelt, dass Schlaudraff eine gute Alternative zum Ex-96er Mikael Forrsell wäre, welcher bis heute trotz Wunsch des VFL seinen Vertrag noch nicht verlängert hat. Hierbei wurde auch Ex-96 Sportdirektor Christian Hochstätter als mögliche Verknüpfung für einen Transfer genannt. Bis heute ist es allerdings beim bloßen Namedropping von Schlaudraff in Bochum geblieben. Auch Sensationsaufsteiger SV Darmstadt wurde über die Bildzeitung in Verbindung mit ihm gebracht. Darmstadts Trainer Dirk Schuster dementierte das angebliche Interesse aber nur einen Tag später: „Den haben wir nicht auf unserem Zettel.“ 

Dabei setzt sich Jan auch nicht besonders unter Druck und erklärt, dass es eben doch unbedingt passen müsse und nicht jeder Verein in Frage kommt. Somit ist auch ein Karriereende mit erst 31 Jahren durchaus möglich. Er möchte allerdings dem Fußball verbunden bleiben in Position als zukünftiger Trainer oder Manager. Entsprechenden Rat für diese Karrierepfade holt er sich von Ex-96 Manager Jörg Schmadtke und Ex-96 Trainer Dieter Hecking ein. Auch eine Zukunft bei Hannover 96 im Management oder Trainerbereich ist somit durchaus denkbar. Und Martin Kind betonte auch stets in Interviews, dass eine solche Einbindung von Jan in den Verein überlegt werde.


Auf und neben dem Platz ein absolutes Vorbild! – Jan Schlaudraff engagiert sich für die MHH – Kids Arena

Doch nicht nur auf dem Platz war Jan Schlaudraff ein absolutes Vorbild und ein herausragender Sportsmann, sondern auch neben dem grünen Geläuf engagiert sich der Fußballprofi für diverse soziale Projekte. Zuletzt besuchte Schlaudraff die MHH-Kids Arena in Hannover-Bucholz und schrieb dort fleissig Autogramme, beantwortete in aller Ausführlichkeit die Fragen der Kids und lieferte sich zudem auch spannende Kickerpartien mit den Kleinen.

Bereits im Septmeber 2012 engagierte sich auch Schlaudraff mit Lars Stindl bei der Aktion „Vereint für Hannover“ für die Bothfelder Schule, indem beide Spieler den neu errichteten Bolzplatz der Schule einweihten. Natürlich ließen sich beide Profis diese Gelegenheit nicht nehmen, um ein Match mit den Schülern auf dem neuen Court durchzuführen.


Danke Jan Schlaudraff und weiterhin alles Gute auf deinem weiteren Lebensweg!

Seit 01.07.2015 ist unsere ehemalige Nummer 13 jetzt Vereinslos und auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Zum Abschied dankte er in einem selbst verfassten Brief den Fans von Hannover 96 für die sieben aufregenden und niemals langweiligen Jahre.

Und auch wir möchten uns abschließend bei Jan Schlaudraff recht herzlich bedanken für sein Engagement bei Hannover 96, sowohl auf und neben dem Platz:

  • Danke, Jan Schlaudraff für die tolle Europapokalnacht gegen den FC Sevilla und alle weiteren Europokalabenteuer mit dir und der Mannschaft!
  • Danke, Jan Schlaudraff für die vielen sehenswerten und größtenteils sehr wichtigen Treffer gegen Gladbach, Freiburg, Hoffenheim und den Hamburger SV.
  • Danke, Jan Schlaudraff für dein soziales Engagement bei der MHH Kids Arena an der Medizinischen Hochschule Hannover und bei der gemeinsamen Einweihung des wieder hergerichteten Bolzplatzes der Bothfelder Schule mit Lars Stindl.
  • Und danke Jan Schlaudraff, dass du ein Teil unserer Mannschaft warst und deine Zeit mit uns in Hannover verbracht  hast.

Hierfür möchten wir dir danken und wünschen dir weiterhin alles Gute für deinen weiteren sportlichen und privaten Lebensweg, egal ob als Profifußballer oder Offizieller außerhalb des Platzes.

Und wer weiss, vielleicht kreuzen sich die Wege von dir und 96 erneut, wenn du in einer Trainer- oder Managementposition bei den Roten landen solltest. Wir würden uns definitiv jederzeit über ein weiteres Engagement von dir bei Hannover 96 freuen.

Eine komplette Halbserie ohne Sieg? – In Augsburg kann dies bittere Realität werden

Nach dem 1:1 gegen den SV Werder Bremen sind es bereits schon 16 Partien ohne einen Dreier. Im schwäbischen Augsburg könnte mit der 17. Partie in Folge ohne Sieg, die Negativbilanz einer kompletten Halbserie ohne Sieg erreicht werden. Das hat schon fast tasmanische Züge, welche 31 Partien am Stück ohne Sieg blieben und damit wohl den Negativrekord in der Bundesliga nahezu für immer gepachtet haben dürften. Hinter Tasmania Berlin rangieren noch BW 90 Berlin (1986/87), Dynamo Dresden (1994/95) und der 1. FC Kaiserslautern (2011/12) mit 21 Partien ohne Erfolg. Ganz so schlimm ist es und wird es bei den Roten dann letztendlich dann doch nicht sein, da sie entweder in den kommenden zwei Wochen einen Sieg einfahren oder eben den bitteren Gang in Liga zwei antreten werden müssen. Der persönliche Negativrekord kann sich also maximal auf „nur 18 Partien ohne Sieg“ erstrecken. Und trotzdem kann auch ohne Sieg in den zwei verbleibenden Spielen der Klassenerhalt erreicht werden, ja wenn…

Sieglos zum Klassenerhalt – Wenn die Konkurrenz hilft ohne helfen zu wollen

18 Spiele ohne Sieg am Stück und trotzdem noch Erstklassig? Ja, Hannover 96 könnte in dieser Saison dieses Kunststück gelingen, wenn die Konkurrenz im Tabellenkeller ordentlich mithilft. Gewinnt der SC Paderborn seine zwei schweren Spiele gegen Schalke und Stuttgart nicht, so steigen sie nach aktueller Tabelle ganz sicher ab, ohne dass 96 in den kommenden zwei Wochen etwas zählbares einfahren müsste. Rechnet man dann jedoch weiter, so fällt auf, dass die Truppe von Trainer Michael Frontzeck mindestens zwei Unentschieden aus den zwei verbleibenden Begegnungen benötigt, um nicht direkt abzusteigen. Verliert Stuttgart gegen Hamburg und holt nur ein Unentschieden gegen Paderborn, so ist mit zwei Remis der Klassenerhalt oder zumindest die Relegation für die Roten möglich. Die Frage Relegation oder direkter Ligaverbleib hängt dann vom Hamburger SV und dem SC Freiburg ab. Gewinnen oder holen die Breisgauer nicht mindestens ein Unentschieden gegen den Rekordmeister aus München, so reicht 96 eine Punkteteilung gegen die Freiburger am letzten Spieltag daheim, um den Verbleib in der ersten Liga zu sichern. Also auch zwei Unentschieden und damit die Sieglosigkeit bis zum Ende der Spielzeit muss nicht unbedingt im Abstieg münden. Dennoch macht ein Sieg aus den zwei Partien alles deutlich einfacher ohne mögliche Rechenkonstellationen durchspielen zu müssen. Es geht ja als nächstes nach Augsburg. Augsburg? Hm…da war doch was?

Ausgerechnet Augsburg! – Historiker rekonstruieren den letzten 96-Sieg

Wann war eigentlich der letzte Sieg von Hannover 96, mag sich der ein oder andere aktuell fragen. Gefühlt liegt dieser scheinbar schon eine halbe Ewigkeit zurück, sodass der ein oder andere schon einen Historiker einschalten wollte, um mit Hilfe von Archivaren und Zeitzeugen den letzten Erfolg der Roten zu rekonstruieren. Blättert man die Statistik und Datenbanken der aktuellen Spielzeit durch, so wird man am 16. Dezember 2014 fündig. An diesen kalten Dienstagabend traf Hannover 96 auf den FC Augsburg im eigenen Stadion und gewann ungefährdet mit 2:0 durch ein Kopfballtreffer von Salif Sané in der 20. Minute und einen verwandelten Foulelfmeter von Joselu in der 55. Minute. An diese Partie erinnere ich mich persönlich sehr gut, da dieser Tag als mein Debut als Blindenreporter bei Hannover 96 in die Geschichte eingehen sollte. Doch weder ich, noch Ex-Trainer Tayfun Korkut, die Mannschaft oder sonstwer hätten zu diesem Zeitpunkt geglaubt, dass dies der letzte Dreier für eine lange Zeit sein würde. Damals stand das Team noch auf dem achten Tabellenplatz, Hoffnungen auf die Europa League Plätze wurden laut kommuniziert und niemand hätte jemals das Wort Abstiegskampf oder gar Abstieg in den Mund genommen. Ironie des Schicksals trifft man genau fünf Monate später am 16.05.2015, surprise, surprise auf den FC Augsburg im Schwabenländle. Schließt sich hier auf den Tag genau der Kreis des Schicksals? Ein scheinbar passenderer Zeitpunkt diese Negativserie abzulegen hätte sich ein Drehbuchautor auch nicht besser ausdenken können. Und die Zeichen stehen nicht schlecht, da Hannover 96 noch nie gegen Augsburg verloren hat! Vier Siege und drei Remis stehen bei den bisher sieben ausgetragenen Duellen zu Buche. Das letzte Spiel gewannen die Roten ja bekanntlich und auch die letzte Begegnung in Augsburg ging immerhin 1:1 aus. Somit dürfte zumindest die Hoffnung auf etwas zählbares aus Nordbayern vorhanden sein. Egal, wie es ausgeht viele Möglichkeiten zum Klassenerhalt verbleiben wohl noch bis zum letzten Spieltag gegen den SC Freiburg, wo es zum alles entscheidenden Showdown kommen könnte. Die Roten packen das! Aber meiner Meinung nicht rechnerisch erst am 34. Spieltag, sondern bereits eine Woche zuvor, am 33. Spieltag in Augsburg. Die Negativserie reißt auf den Tag genau nach fünf Monaten und wieder einmal heißt der Gegner FC Augsburg!

Remis bei den Wölfen – Dieses Tor war allererste Sa(h)né!

2:2 in Wolfsburg! Wieder nicht gewonnen und der Abgrund im Tabellenkeller rückt immer näher. Durch den Sieg des Hamburger SV am Sonntag rutscht 96 direkt auf den Abstiegsplatz 17. Aktuell gibt es somit weiterhin nicht viel worüber man sich bei den Roten freuen kann. Dennoch, das Unentschieden in Wolfsburg macht Mut, da die Mannschaft in der zweiten Halbzeit Moral bewies und den 0:2 Rückstand in ein Unentschieden drehte. Gar die Chance zum Siegtreffer durch Edgar Prib bestand in der letzten Spielminute. Das Remis beim Tabellenzweiten aus Wolfsburg fühlt sich trotz verpasster Siegchance wie ein Sieg an.

Hingucker des Tages und Mutmacher für das Saisonfinale dürfte insbesondere der Ausgleichstreffer von Salif Sané sein. Ein absolutes Traumtor per Fallrückzieher, wie es ein Klaus Fischer in seinen besten Jahren nicht hätte besser hinkriegen können. Ja, dieser Treffer war sprichwörtlich allererste Sa(h)né und ist nicht nur der absolute Favorit auf das Tor des Monats im Mai, sondern könnte sich auch als Türöffner für den Klassenerhalt erweisen. Trotz schwieriger Situation im Abstiegskampf könnte genau dieser eine Punkt und dieses Traumtor zur Punkteteilung ausschlaggebend in der Endabrechnung der Tabelle auswirken. Wie der Kaiser hier immer zu pflegen sagte: „Schaun‘ mer mal“, aber zunächst einmal nur auf das Zuckertor unserer Nummer fünf aus dem Senegal.

Raus aus der Abstiegskrise! – 96 braucht einen schnellen Dreier!

Nichts war es am Freitag mit dem ersten Sieg im Jahr 2015 und dem langersehnten und wichtigen Dreier im Abstiegskampf. Dabei waren die Roten trotz sehr schwacher Leistung durch das Stochertor von Christian Schulz in der 75. Minute doch auf einem guten Weg, die Zeit von elf sieglosen Spielen endlich zu durchbrechen. Doch die eigene Passivität nach der Führung und ein schöner Treffer von Valentin Stocker in der 83. Minute verhinderten den Befreiungsschlag aus dem Tabellenkeller.

Wieder nur ein Unentschieden und das in einem Heimspiel gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Das ist deutlich zu wenig im Hinblick auf die verbleibenden Spiele der kommenden Wochen. Nächste Woche tritt die Elf von Trainer Tayfun Korkut in Leverkusen an, danach folgt die Heimpartie gegen Hoffenheim und am 31. Spieltag wartet eine schwere Auswärtsaufgabe beim Tabellenzweiten aus Wolfsburg. Gegen diese drei Mannschaften wird es bei den aktuell gezeigten Leistungen wohl nur wenig bis gar keine Punkte geben, sodass sich im absolut negativen Verlauf Hannover 96 nach diesen Partien auf einem Abstiegsplatz wiederfinden könnte. Danach in den verbleibenden zwei bis drei Spieltagen noch die Rettung zu schaffen, ist zwar dann wohl immer noch möglich, jedoch bleibt fraglich ob dies dann auch immer noch aus eigener Kraft oder nur mit Hilfe der anderen Teams erreicht werden kann. Somit ist jeder erzielte Sieg in den nächsten Begegnungen sprichwörtlich Gold wert, um sich frühzeitig aus der Abstiegszone zurück zu ziehen.

Natürlich ist positiv zu vermerken, dass dieser Punktgewinn am Freitag gegen die Hertha aus Berlin noch sehr wichtig werden kann in der Endabrechnung der Tabelle. Dieser eine Zähler kann im extremsten Fall zwischen Abstieg oder Klassenerhalt entscheiden, sodass man vielleicht in der Rückschau noch einmal sehr glücklich sein wird, diesen Punkt geholt zu haben. Doch die Mannen im 96-Dress verpassten die große Chance frühzeitig einen ersten großen Schritt zum Klassenerhalt zu machen bzw. diesen vielleicht schon perfekt zu machen.

Um also aus der Abstiegskrise endlich zu entrinnen braucht 96 einen schnellen Dreier!

Und dieser hat gleich mehrere positive Wirkungen auf das Team und die aktuelle sportliche Gesamtkonstellation:

Den Kopf frei bekommen

Ein Sieg nach nun mehr 12 sieglosen Spielen ist unglaublich wichtig für die Roten, um das eigene Selbstvertrauen wieder zu finden und den Kopf vom aktuellen Negativtrend zu befreien. Fußball ist Psychologie, da kann ein Sieg neue Kräfte entfalten und das Team befreiter aufspielen lassen. Um einen solchen Effekt in dieser Saison wahrnehmen zu können, muss man nur nach Bremen schauen. Ein bis zwei Siege in Serie und schon hat man einen kleinen positiven Lauf. Tore lassen sich dann leichter erzielen und man hat in solchen Situationen oftmals auch das Glück in den entscheidenden Situationen auf seiner Seite. Der Frust kann und soll sich sprichwörtlich von der Seele „geballert“ werden.

Ein Sieg könnte schon für den Klassenerhalt reichen

Auch wenn man es nicht glauben mag, aber ein einziger Dreier könnte bereits zum Klassenerhalt reichen. Vorausgesetzt die Konkurrenten in der Abstiegszone helfen mit und punkten auch so gut wie gar nicht mehr. Und das ist bei Betrachtung der letzten Jahre übrigens auch gar nicht so unrealistisch. Der HSV ging im letzten Jahr mit nur 27 Punkten in die Relegation. Die Hamburger holten in der letzten Saison unter Ex-96-Coach Mirko Slomka nur einen Sieg in den letzten sechs Spielen. Vor zwei und drei Jahren reichte der TSG Hoffenheim und Hertha BSC 31 Punkte für die Relegation. Die Sinsheimer holten aber auch im Schlussspurt kräftig auf und machten acht Punkte in den letzten sechs Spielen gut. Die Berliner schafften unter dem damaligen Trainer Otto Rehagel noch am letzten Spieltag den Sprung auf Platz 16. Dabei gab es eine Punkteausbeute von fünf Zählern in den letzten sechs Partien. 32 Punkte können also schon problemlos zum Klassenerhalt reichen, auch ohne den Umweg über die Relegation zu gehen. Ein Sieg von 96 ist dafür aber möglichst schnell nötig, um sich mit 32 Punkten vielleicht schon frühzeitig zu retten.

Druck auf die Mitkonkurrenten setzen

Ein schneller Dreier hilft, um die Mitkonkurrenten im Tabellenkeller unter Druck zu setzen. Wenn man selbst gewinnt kann man nicht nur einmal kurz durchatmen, sondern setzt auch die anderen Mitstreiter unter psychologischen Druck. Diese müssen ja möglichst fix nachziehen und viele Mannschaften können mit diesen teils ungewöhnlichen Drucksituationen nicht umgehen. Sie zerbrechen daran oder scheitern trotz großer Mühe an eben doch starken Gegnern im Schlussspurt der Liga. Mit einem flotten Dreier reicht man bildlich gesprochen den „Schwarzen Peter“ Abstieg in die zweite Liga an ein anderes Team weiter. Entweder reicht die betroffene Elf diesen ebenfalls noch mit sportlichen Erfolgen an eine andere Mannschaft weiter oder behält diesen bis zum Schluss und muss konsequenterweise den bitteren Gang in das Unterhaus des deutschen Fußballs antreten.

Also her mit dem schnellen Dreier liebe Roten, um der Abstiegskrise fix von der Schippe zu springen.

Pleiten, Pech und Pannen in Hamburg – Als säße Max Schautzer in der Regie eines kuriosen Fußballabends

Wieder gut gespielt, den Gegner weitestgehend im Griff gehabt und trotzdem keine Punkte mitgenommen! Dabei die große Chance zur frühen Führung durch einen kläglich verschossenen Elfmeter nicht genutzt und als wäre dies nicht bereits genug, hat man sich durch ein kurioses Eigentor selbst auf die Verliererstraße gebracht.

Ja, das Spiel der Roten am Samstagabend in Hamburg verdient die Bezeichnung Pleiten, Pech und Pannen. Man glaubte als Zuschauer seinen Augen nicht, was da 90 Minuten auf dem Rasen abging. Der Hamburger SV profitierte von einer 96-Elf, die sich durch eigenartige individuelle Fehler selbst schlug. Am liebsten wäre einem, wenn Max Schautzer höchst persönlich auf den Rasen treten und uns allen erklären würde, dass es sich hier um eine weitere Ausgabe der ehemaligen ARD Show handelt. Genügend Stoff für ein Revival oder Bundesligaspezial bot die Partie allemal. Auch wenn das Sky-Topspiel für den neutralen Zuschauer durchaus einiges an Unterhaltung bot, dürfte sich die Freude der 96-Fans und Vereinsverantwortlichen dennoch in Grenzen halten.

Es wird langsam eng in Richtung der unteren Tabellenhälfte und von Europa League mag zunächst auch keiner mehr sprechen. Jetzt zählen zunächst nur noch dreckige Arbeitssiege und weniger spielerische Elemente, welche die Mannschaft insbesondere in der zweiten Spielhälfte an den Tag legen konnte. Nächsten Sonntag kommt es zum bereits wichtigen S-Bahn Derby gegen den SC Paderborn. Hier müssen nun die wichtigen Punkte eingefahren werden, um nicht doch noch mit den unteren Rängen der Bundesligatabelle in Berührung zu kommen. Trainer Tayfun Korkut zeigte sich im Interview nach der Partie auch ohne Punkte sehr zuversichtlich und betonte, dass er auch die nächsten Spiele mit der selben taktischen Ausrichtung beginnen wird. Hoffen wir, dass sich die Mannschaft dann endlich für Ihren Einsatz und Ihre offensiv betonte Spielweise belohnt. Aber solch einen Pleiten, Pech und Pannen Abend wie in Hamburg wiederholt sich wohl so schnell auch nicht wieder.