Auf der Suche nach einem weiteren Innenverteidiger – Kehrt Alexander Milošević zu den Roten zurück?

Embed from Getty Images

Nach den Verpflichtungen von Niclas Füllkrug und Martin Harnik sind die Transferplanungen für die Offensive in dieser Saison abgeschlossen. Lediglich in der Defensive sind weitere Verstärkungen noch zu überdenken, wie die letzten Tests gegen den VFL Osnabrück (0:1) und den Halleschen FC (3:3) belegten. Die Defensive wirkte in beiden Partien unsicher und wackelig, mit vielen individuellen Fehlern und wenig abgeklärt. Ein weiterer Einkauf in der Innenverteidigung könnte hier für mehr Stabilität und Sicherheit sorgen.

Weiterlesen

Rien ne va plus 96? – Nichts geht mehr im Abstiegskampf?

Embed from Getty Images

Fußball ist ein Glücksspiel ähnlich wie Roulette! Mal gewinnt man, mal verlieren die anderen. Oder um es im Jargon der Roten treffend auszudrücken: „Mal verliert man, mal gewinnen die anderen“!

Dabei hat man in der Winterpause bereits alles auf vollen Einsatz gefahren: Ein neues Trainerteam um Thomas Schaaf installiert, sechs Neuzugänge präsentiert und spielerische und taktische Änderungen an der Mannschaft vorgenommen. Der Einsatz schien gemacht, um das Spiel „Abstiegskampf“ erfolgreich und hoffnungsvoll anzugehen. Doch nach vier gespielten Partien ist Hannover 96 weit davon entfernt, das „Spiel zu machen“. Es stehen keine Punkte auf der Habenseite, das Trainerteam wirkt ratlos und die Mannschaft komplett verunsichert. Rien ne va plus 96? – Nichts geht mehr im Abstiegskampf?

Trainereffekt bereits nach vier Spieltagen verblasst?

Embed from Getty Images

Ein neuer Coach an der Seitenlinie kann ungeahnte Kräfte freisetzen, bringt neuen Schwung in die Mannschaft und motiviert die Spieler von Neuem, belebt den Konkurrenzkampf um die erste Elf, wendet andere spielerische und taktische Konzepte an, um das Maximum aus seinen Mannen herauszuholen. All dies ist Thomas Schaaf nach vier Spieltagen als Cheftrainer von Hannover 96 bisher nicht gelungen.

Der Wechsel des Spielsystems vom 4-2-3-1 auf das 4-4-2 mit Raute ist fehlgeschlagen. Die Roten besitzen keine Spieler für das favorisierte Spielsystem des Trainers. Manuel Schmiedebach ist kein offensiver Mittelfeldspieler, welcher die Fäden im Zentrum zieht, sondern eher ein klassischer, defensiver 6er. Er wirkt auf der Position des „Zehners“ unbeholfen und kann nicht die gewünschte Belebung des Offensivspiels umsetzen.

Ähnlich sieht es auch mit Hotaru Yamaguchi und Salif Sane aus. Beide sind auf der rechten Seite der Raute komplett deplatziert. Der Japaner wirkte in der Partie gegen Mainz 05 von der ersten Minute an absolut überfordert und musste folgerichtig für Salif Sane nach 35 Minuten weichen. Doch auch dem Senegalesen ist trotz hohem und bemühten Einsatz der Frust anzuerkennen. Muss er auf der ungewohnten Position ein sehr hohes Laufpensum abrufen und kann seine defensiven Qualitäten im Zweikampf auf dieser Position nur selten erfolgreich ausspielen.

Das Ergebnis der Anwendung eines Spielsystems für welches nicht die geeigneten Akteure zur Verfügung stehen, konnte man gegen Mainz 05 sehr gut bestaunen. Weder spielerisch, noch taktisch gelang Hannover 96 überhaupt irgendetwas! Schlimmer noch, wirkte das Team weitaus verunsicherter als in der Hinrunde. Das absolute Chaos regierte auf dem Platz und zeigte sich nicht nur im völlig verdienten 0:1 durch den Mainzer Jairo, sondern in der absolut bezeichnenden Szene des Spiels, als sich Bech und Yamaguchi nahe des Mittelkreises gegenseitig umrempelten.

Als Konsequenz von diesem Horror-Auftritt müsste der Trainer das Spielsystem unbedingt wieder abändern. Vergleichbare taktische und spielsystematische Fehler unterlagen bereits den Schaaf-Vorgängern Tayfun Korkut und Mirko Slomka. Insbesondere Ersterer wollte seine Elf auf Ballbesitz orientierte Spielweise trimmen, was ihm leider letztendlich den Job kosten sollte. Es geht im Abstiegskampf nicht um spielerische Finesse, sondern um eine grundlegende defensive und offensive Grundordnung, auf deren Stabilität jedes noch so kleine Erfolgsergebnis aufgebaut werden muss.

Sechs neue und nichts hat sich verändert – Die Neuzugänge sind keine Verstärkungen!

Sechs Mal präsentierte sich Geschäftsführer Martin Bader mitsamt Trikot und sechs neuen Akteuren vor der Presse. Bisher konnte sich keiner der verpflichteten Spieler als vollumfängliche Verstärkung erweisen.

Debütant Alexander Milosevic lieferte eine souveräne Premiere in der Innenverteidigung neben Christian Schulz. Er wirkte sicher auf seiner Position und konnte Abgang Marcelo zumindest eins zu eins ersetzen. Ein weiteres Fazit zu seinen Leistungen ist fairerweise noch nicht möglich.

Das Sturmduo um Hugo Almeida und Adam Szalai agiert ineffektiv. Beide wirken zwar stets bemüht, aber die Durchschlagskraft im Sturm fehlt vollkommen. Almeida konnte zwar bereits in seinem ersten Spiel ein Treffer für die Roten erzielen, blieb aber ansonsten blass. Gegen Mainz lieferte er eine ganz schwache Partie, tauchte im Spiel ab und fällte mit dem Ball am Fuß zu viele falsche Entscheidungen. Die wenig guten Torgelegenheiten vergibt er leichtfertig.

Adam Szalai arbeitet viel für die Mannschaft und ruft dabei ein hohes Laufpensum ab. Jedoch wirkt dieses Bemühen wie brotlose Kunst. Auch er konnte bisher kein Tor für 96 erzielen oder vorbereiten. Dem Ungar fehlen die Erfolgserlebnisse, da er auch schon in Hoffenheim seit über einem Jahr ohne Torerfolg blieb.

Embed from Getty Images

Für den japanischen Nationalspieler Hotaru Yamaguchi scheint die Bundesliga noch zu groß zu sein. Der Neuzugang von Cerezo Osaka konnte in seinen bisherigen Bundesligaminuten kein Argument lieferen, warum Hannover 96 etwa 1,5 Millionen € für ihn nach Japan überwiesen hat. Er ist nicht gedankensschnell genug in seinen Aktionen und die Defensivarbeit in der Rückwärtsbewegung lässt zu wünschen übrig. Dies musste auch sein Nationalmannschaftskammerad Hiroki Sakai am Samstag leidlich erfahren, welchen er bezüglich der Defensivarbeit auf der rechten Seite sträflich alleine ließ. Negativer Höhepunkt seines desaströsen Heimdebüts war der Zusammenprall mit Uffe Bech Nahe des Mittelkreises. Kurz danach war für den 24-fachen Nationalspieler bereits schluss. Yamaguchi ist ursprünglich im defensiven Mittelfeld zu Hause, sodass man sein eher unglückliches Auftreten damit entschuldigen könnte, dass er nicht auf seiner angestammten Position gespielt hat. Doch weit gefehlt, Yamaguchi hat alternativ schon 44 Spiele auf der rechten Seite absolviert. Dies verrät auch die Statistik von transfermarkt.de. Mag der erfahrende Japaner noch so motiviert und bemüht im Training agieren, sind seine bisherigen Pflichtspieleindrücke doch sehr enttäuschend und bundesligauntauglich.

Aufgrund von Verletzungen konnte sich der junge Neuzugang Marius Wolf vom TSV 1860 München noch nicht präsentieren. Von einem erst 20-Jährigen Spieler aus der zweiten Liga kann man natürlich nicht sofort irgendwelche Wunderdinge erwarten. Dennoch sind die Hoffnungen auf den Linksaussen aufgrund der zuletzt schwachen Leistungen der verbliebenden Mittelfeldkräfte äußerst groß. Man wird sehen, wie sich der Bundesligadebütant in den verbleibenden Wochen in Szene setzen wird.

Embed from Getty Images

Die größte Enttäuschung und das zugleich größte Fragezeichen steht hinter der Verpflichtung von Iver Fossum. Das 19-Jährige Talent aus Norwegen wechselte mit herausragenden Kritiken vieler Fachmänner und sensationellen statistischen Werten in die Bundesliga. Doch von all den Lobeshymnen ist bisher wenig zu sehen. Fossum spielte nicht eine Minute für Hannover 96 und schaffte es überhaupt erst ein Mal  in den Spieltagskader bei der Partie gegen Bayer 04 Leverkusen. Obwohl er als Kiyotake Ersatz eingekauft wurde, spielt er trotz der Verletzung der Nummer Zehn keine Rolle. Thomas Schaaf berücksichtigt für ihn lieber den positionsfremden Manuel Schmiedebach, was einem zu denken gibt.

Ist Fossum in aktueller Verfassung zu schwach für die erste Elf oder hinterlässt Schmiedebach doch deutlich bessere Eindrücke im Training? Warum verpflichtet man dann ein junges Talent im Abstiegskampf, wenn man eigentlich berücksichtigen müsste, dass dieser sich erst an die neue Umgebung und das höhere, spielerische Niveau gewöhnen muss? Ein absolut fragwürdiger Transfer zu diesem Zeitpunkt, da Hannover 96 durch eben den Ausfall von Kiyotake eine sofortige Hilfe im offensiven Mittelfeld benötigt und die Verpflichtung mit einer Ablösesumme von gut 2.000.000€ auch relativ hoch ist. Für diese Summe hätte man doch besser einkaufen können! Was bleibt ist aktuell ein sehr talentierter Kicker im Kader, der allerdings Frust schiebt und den Roten bei der Mission Klassenerhalt nicht weiterhelfen kann. Eine absolute lose-lose-situation für beide Seiten!

Die Konkurrenz spielt nicht mit! – Darmstadt, Ingolstadt & Co. punkten

Die Roten verlieren Spiel um Spiel und die Konkurrenz in der Nähe der Abstiegsregion lässt gleichzeitig nichts liegen! Konnte man sich in der letzten Saison noch darauf verlassen, dass die Mitkonkurrenten VFB Stuttgart, Hamburger SV und der SC Paderborn im Tabellenkeller auch regelmäßig Punkte lassen und sich damit der Punkteabstand etweder gar nicht oder nur marginal ändert, ist dies aktuell nicht mehr der Fall.

Embed from Getty Images

Der VFB Stuttgart hat sich mit fünf Siegen aus sechs Partien unter der Verantwortung von Jürgen Kramny aus der Abstiegsregion verabschiedet. Aufsteiger SV Darmstadt hat bereits zehn Punkte Abstand auf 96 und in beiden Partien gegen Hannover gepunktet. Leicht besser sieht es sogar bei den Oberbayern vom FC Ingolstadt aus, welche mit 26 Punkten in Richtung Klassenerhalt marschieren.

Alle genannten Mannschaften werden nicht mehr allzu viele Punkte bis zum 34. Spieltag liegen lassen bzw. muss 96 den bisherigen Abstand zu den Konkurrenten erst einmal aufholen, was Stand 21. Spieltag schon zum Ding der Unmöglichkeit avanciert. Verbleiben nur die unmittelbaren Konkurrenten Hoffenheim und Bremen, sowie die noch punktetechnisch erreichbaren Frankurter und Augsburger! Gegen diese Konkurrenten muss Hannover 96 gewinnen, damit eine Aufholjagd noch im Rahmen des möglichen verbleibt. Aber letztlich kann man sich nie darauf verlassen, dass eines der Kellerkinder nicht doch noch überraschend bei den Teams im oberen Tabellengefilde Zähler mitnimmt und damit jeden Versuch einer Aufholjagd zunichte macht. Die Konkurrenz wird also nicht immer mitspielen bei der Mission Ligaverbleib, aber wird es dann trotzdem noch reichen?

Rien ne va plus 96 – Nichts geht mehr im Abstiegskampf

Es scheint als ob alle Einsätze am Roulettetisch bereits frühzeitig getätigt worden sind und dabei kein Erfolg am Spieltisch zu erwarten ist. Der Trainereffekt ist sehr schnell verblasst. Die Spieler wirken aufgrund einer neuen spielerischen und taktischen Marschroute komplett verunsichert. Die Neuzugänge verbessern das Team nicht nachhaltig. Entweder sind sie zu schwach, zu unerfahren oder verletzt. Wenn nichts mehr hilft, dann hilft wenigstens die Konkurrenz? Weit gefehlt! Stuttgart, Darmstadt und Ingolstadt punkten. Augsburg und Frankfurt sind bereits auf sieben Punkte enteilt und gegen diese Mannschaften muss die Truppe von Trainer Thomas Schaaf erst selbst erfolgreich sein, um an das rettende Ufer Platz 15 überhaupt heran zu kommen. Dabei lässt sich nie ganz ausschließen, dass die genannten Clubs auch selbst überraschend gegen stärke Teams überzeugen und Zähler einsammeln.

Und so würde ein Croupier am Roulettetisch in dieser Situation zu den Verantwortlichen von Hannover 96 sagen: „Rien ne va plus – Nichts geht mehr im Abstiegskampf“

Marcelo feiert sein Debüt in der Innenverteidigung von Besiktas Istanbul

Anfang letzter Woche erst auf Leihbasis in die Türkei gewechselt, feiert Ex-96 Innenverteidiger Marcelo sein Debüt in der Startelf von Besiktas Istanbul gegen den Tabellenachten von Gaziantespor. Der Brasillianer bildete mit seinem Landsmann Luiz Rhodolfo, Ismail Köybasi und dem Ex-Hoffenheim Kaptiän Andreas Beck die neue Viererabwehrkette der Schwarz-Weißen.

Insgesamt lieferte er beim dominaten und ungefärdeten 4:0 Erfolg von Besiktas eine solide Partie, wobei die neue Nummer 30 von den gegnerischen Offensivakteuren nur selten auf die Probe gestellt wurde.

Mit dem Sieg festigt Besiktas Istanbul den zweiten Tabellenplatz in der SuperLig und liegt damit weiterhin nur zwei Punkte hinter dem Tabellenführer und Stadtrivalen von Fenerbahce.

 

 

Mit neuer Viererkette zurück in die Erfolgsspur? – Risiko oder Chance?

Bei der Partie am kommenden Samstag gegen den FSV Mainz 05 kommt es nicht nur zum Debüt des Neuzugangs Alexander Milosevic in der Innenverteidigung neben Christian Schulz, sondern zeitgleich auch zum Debüt einer komplett neuen Viererabwehrkette. Denn auch die Linksverteidigerposition wird mit Edgar Prib für Miiko Albornoz komplett neubesetzt. Hiroki Sakai verbleibt dagegen auf der Rechtsverteidigerposition, da Oliver Sorg weiterhin verletzungsbedingt fehlt.

Embed from Getty Images

Mehr Stabilität und Souveränität durch Umbau des Defensivverbunds?

Die Umgestaltung der Defensive ist aufgrund des Wechsels von Marcelo zu Besiktas Istanbul unvermeidbar geworden. Die vakante Innenverteidigerposition muss und wird durch Alexander Milosevic neubesetzt. Die große Anzahl an Gegentoren und Patzer in den bisherigen Spielen macht eine Veränderung im Defensivverbund notwendig und birgt gleichzeitig die Chance zur erfolgreichen Veränderung.

Andererseits steckt in dieser Neugestaltung auch ein großes Risiko, da die neue Viererabwehrkette bisher noch nicht zusammengespielt hat. Die Abstimmung und Automatismen fehlen, sodass dadurch noch mehr Potenzial für Fehler und Patzer gegeben ist. Ob drei Tage Training ausreichen, um die grundlegenden Abstimmungen untereinander zu schaffen, kann wohl eher bezweifelt werden.

Dennoch ist es ratsam dieses Risiko jetzt einzugehen, da eine Verschlechterung der Abwehrreihe aktuell ja kaum mehr möglich erscheint. Im Gegenteil, kann der schwedische Nationalspieler Milosevic für mehr Stabilität und Souveränität in der Innenverteidigung sorgen. Marcelo litt seinerseits die komplette Saison über an seiner Formschwäche und verursachte durch individuelle Patzer 14 der 34 Gegentore.

Der neue Mann von Besiktas Istanbul ist dagegen eher dafür bekannt kompromisslos, teils aber auch rustikal zu Werke zu gehen. Entweder klärt er jegliche Gefahr schnell und sicher oder er fliegt bei zu spätem Tackling vom Platz. Zusätzlich fehlt ihm leider die nötige Spielpraxis, wodurch auch er ein Risikofaktor für die kommenden Partien darstellt.

Embed from Getty Images

Edgar Prib besitzt zwar die notwendige Technik, um im Mittelfeld gute Akzente im Spiel nach vorne zu setzen. Allerdings ist gerade dies der Nummer sieben in dieser Saison nicht gelungen. Notgedrungen kann er auch auf die Linksverteidigerposition ausweichen, was Trainer Thomas Schaaf angesichts der unbefriedigenden Leistungen von Miiko Albornoz und Oliver Sorg jetzt ausprobiert.

Embed from Getty Images

Prib kann auf dieser Position ebenfalls seine gute Technik einsetzen und offensive Spielzüge über die linke Außenbahn einleiten. Schwerpunktmäßig dürfte sein Arbeitsziel doch eher lauten, Flanken und Angriffe über seine linke Seite zu verhindern. Eine Aufgabe, welche zwar auch nicht einfach für den ehemaligen Fürther werden dürfte, aber nicht unlösbar erscheint. Er spielte nur äußerst selten auf dieser Position, wenn dann aber doch ganz souverän und hat somit auch seine Chance verdient.

Risiko oder Chance? – Chance!

Auch wenn mit der Neu- bzw. Umbesetzung der Viererkete einiges an Risiko im Hinblick auf der defensiven Stabilität in Kauf genommen wird, so lohnt sich die riskante Veränderung! Aktuell kann es mit der umbesetzten Defensivreihe auch nicht mehr schlechter laufen als zuletzt in Leverkusen. Neuzugang Alexander Milosevic ist hoch motiviert und will mit guten Leistungen seine Empfehlung für den EM-Kader der schwedischen Nationalmannschaft abgeben. Trotz geringer Spielpraxis dürfte er kaum mehr individuelle Fehler als Marcelo verursachen.

Edgar Prib fand in den vorherigen Partien offensiv kaum statt. Hannover 96 braucht jetzt in erster Linie einen souveränen Linksverteidiger, welcher Angriffe über die linke Seite egalisiert. Dies kann Prib sicherlich leisten.

Darüber hinaus besteht das Potential endlich eine feste und sichere Viererkette für die verbleibenden, wichtigen Partien zu stellen. Man sollte dieser Formation somit eine Chance geben und damit gleich am Samstag beginnen. Denn mehr verlieren geht nicht mehr! Nein, 96 kann mit mehr Risiko eigentlich nur noch gewinnen!

Hauptsache weiter, egal wie! – Hannover 96 und die erste Runde im DFB – Pokal, eine Geschichte voller Missverständnisse

Hannover 96 und der DFB – Pokal: eine Erfolgsgeschichte, aber ausschließlich nur im Jahr 1992. Ansonsten gab es seitdem nur bedingt erfreuliches von den Roten im Pokalwettbewerb zu bestaunen. Negative Höhepunkte waren seitdem insbesondere die beiden Erstrunden Niederlagen gegen die Regionalligisten Eintracht Trier (Saison 2009/2010: 1:3) und SV Elversberg (Saison 2010/2011: 4:5 n.E.).

Die peinliche Darbietung beim damals von Mario Basler betreuten Triern war der Beginn des Endes von Dieter Hecking als Coach von Hannover 96. Zwar hatte es bereits schon zum Ende der Saison 2008/2009 Rückenwind für Hecking durch Presse und Fans gegeben, doch Martin Kind hielt seinerseits damals unbeirrt am Trainer fest. Nach dem Super-GAU Trier, der unglücklichen Auswärtsniederlage beim Bundesligastart bei der Hertha aus Berlin (0:1) und dem schwachen Heimauftritt gegen den Aufsteiger aus Mainz (1:1), musste Hecking seinen Hut nehmen. Offiziell wurde sein Abgang als Rücktritt verkündet, ob dieser wirklich so freiwillig war wie damals dargestellt, bleibt wohl bis heute unbeantwortet.

Auch Mirko Slomkas Stuhl geriet nach dem Aus im Elmeterschießen gegen den SV Elversberg stark ins Wanken. Doch nach den 2:1 – Auftaktsiegen gegen Eintracht Frankfurt und Schalke 04 war seine Position als Coach schnellstens wieder gefestigt. Was danach folgte ist jedem Anhänger der Roten unvergesslich in Erinnerung geblieben. Die erfolgreichste Saison aller Zeiten mit Sage und Schreibe 60 Punkten und einem sensationellen vierten Platz. In der Nachbetrachtung konnte man also die Blamage von Elversberg als „turning point“ interpretieren. Slomka und die Mannschaft konnten den Schalter erfolgreich umdrehen und ihre Spielweise des schnellen und direkten Konterspiels überragend und zielorientiert umsetzen.

Seit diesen Blamagen im Doppelpack scheint man zumindest gewarnt und nimmt die Partien der ersten DFB – Pokal Runde äußerst ernst. 2011 und 2012 zog man relativ Souverän ohne große Blöße zu geben in die zweite Runde ein (6:0 – Anker Wismar; 6:1 FC Nöttingen). Im letzten Jahr biss man sich etwas die Zähne an Victoria Hamburg aus. Ohne spielerische Ideen brachte man wenig zustande gegen die defensiv tiefstehenden Hamburger. Erst in der 69 Minute konnte Arthur Sobiech die herbeigesehnte und erlössende Führung erzielen. Ohne großen Glanz zu versprühen gelang Sczabolcs Huszti in der Schlussminute noch das 2:0. Hauptsache weiter – egal wie, war das Motto.

Und auch dieses Credo lässt sich Eins zu Eins auf den gestrigen Nachmittag übertragen. Guten Fußball und eine zufriedenstellende Leistung gab es mitnichten zu sehen. Kein schnelles Zusammenspiel, wenig Ideen und dementsprechend auch kaum herausgespielte Chancen waren gegen den Viertligisten aus dem Schwarzwald zu verbuchen. Diese witterten in der 26. Mnute gar eine Sensation, als Marcel Carl den Ball an den Pfosten schlenzte. Wie davon aufgeweckt erzielte Joselu nur drei Minuten später die erlösende Führung praktisch aus dem Nichts heraus. Spätestens ab diesem Zeitpunkt müsste eigentlich der Knoten geplatzt sein und ein nun ankündigendes Torfestival folgen. Marcelo machte es den Roten mit seiner Roten Karte jedoch nochmals unnötig schwer. Mit einer Führung gegen einen Viertligisten nach der Pause auf Konter zu spielen, ist wohl nicht so clever, vor allem wenn dies dann auch noch schief geht. In der 58. Minute machte die 96-Verteidigung ein Nickerchen und ließ Nico Hillenbrand unbedrängt zum 1:1 ausgleichen. Die Roten wirkten nach dem Ausgleich verunsichert und ließen sich unnötig unter Druck setzen. Doch trotz diesem Rückschlag konnte sich das Team von Trainer Korkut mit Kampf und Moral wieder in die Partie zurückkämpfen. Dies wurde mit einem schönen Treffer von Lars Stindl in der 76. Minute in den Winkel belohnt. Joselu konnte kurz darauf in der 79. Minute mit seinem Treffer zum 3:1 den Sack  zu machen.

Was ziehen wir aus dieser doch schwierigen ersten Runde des DFB-Pokals für ein Fazit? Eigentlich gar keins, da weder der Gegner noch der Umstand der Partie Raum für brauchbare Erkenntnisse zum Bundesligastart schafft. Das es gegen die vermeintlich „kleinen“ schwer werden wird, hat die Vergangenheit ja schon öfters bewiesen. Selten gibt es Hurra-Fußball, noch lassen sich taktische oder spielerische Erkenntnisse aus den Begegnungen von David vs. Goliath gewinnen. Erst Gegner auf Augenhöhe offenbaren klare spielerische und taktische Vor- und Nachteile. Somit wird man erst im Laufe der ersten Spieltage erkennen können, wo die Reise von 96 diese Saison hingeht. Das Marcelo mit groben Fouls und unglücklichen Spielsituationen negativ auf das Spielgeschehen eingehen kann, ist eigentlich auch keine neue Erkenntnis mehr. Ob Neuzugang Marius Stankevicius ihm den Platz in der Innenverteidigung streitbar machen kann, wird sich wohl spannenderweise in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Einzig die gute Moral, der Kampfgeist und die Geduld nach dem Ausgleich der Walldorfer kann als gutes Zeichen für die kommenden Partien gewertet werden. Inwieweit dies jedoch ein Maßstab für die Bundesliga ist, bleibt äußerst fraglich. Immerhin hat der recht teure  und in fankreisen kritisch beäugte Neuzugang Joselu einen Funken Hoffnung versprüht. Mit zwei Treffern hat er seinen Job an diesem Nachmittag hervorragend gemacht. Hoffentlich kann er diese Form und Treffsicherheit in die nächsten Bundesligaspiele mitnehmen und somit seine teure Verpflichtung rechtfertigen.

Letztlich bleibt aus der DFB – Pokal Partie nur eine wichtige und unumstößliche Erkenntnis:

Hauptsache weiter, egal wie!

Und jetzt freuen wir uns auf die Pokalauslosung der zweiten Runde am kommenden Wochenende und einer Auswärtspartie in Gelsenkirchen, Dortmund oder München…